Donnerstag, 20. August 2015

... immer noch am Flughafen, 5 Minuten später.

So, das war jetzt der gefühlsduselige Teil, aber ich wollte noch ein bisschen belangloses Zeugs erzählen, um die Zeit bis zum Abflug totzuschlagen.

Ich hab mir im Flughafenshop ein Nackenhörnchen mit Kanada-Muster gekauft. Es war zwar ziemlich teuer und ich hätte es in einem Souvenirshop sicher billiger haben können; aber ich finde, es gehört dazu, dass man am Flughafen noch ein letztes überteuertes Souvenir ersteht.

Der Flughafen hier sieht ziemlich klein aus, aber ich sitze auf einer Bank mit direktem Blick auf das Rollfeld, also ist alles gut. Ich vermute auch, dass sich der Großteil der Läden hinter der Sicherheitskontrolle verbirgt, denn dass ein internationaler Flughafen nur zwei Kioske und ein Restaurant hat, das gibt's ja wohl nicht. Ich werde dann gleich mal zur Kontrolle gehen, obwohl ich noch eine Stunde Zeit habe.

In Island habe ich 9 Stunden Zeit, in denen ich einen Ausflug zur Blauen Lagune gebucht habe. Handtuch und Bikini hab ich extra in meinen Rucksack gequetscht, weil mein Gepäck durchgecheckt wird. Freue mich schon auf das Thermalwasser!

See you later alligator

Jetzt ist es also soweit: Ich sitze am Flughafen, Koffer sind aufgegeben, Boarding ist in anderthalb Stunden. Mein Abenteuer (beziehungsweise die Fortsetzung vom ursprünglichen Abenteuer) ist vorbei.

Ich sollte traurig sein, aber ich bin es gar nicht mal so sehr. Gestern waren Miranda, Kendi und ich shoppen in der West Edmonton Mall, damit ich nochmal meine Koffer ordentlich füllen konnte -- schließlich waren sie von Anfang an nicht ganz voll und ich habe durch die Bierseidel  und die zwei Kilo Süßigkeiten ordentlich Gewicht verloren. Einen detaillierteren Post über das Shoppen und alles andere, was ich erlebt habe, schreibe ich, wenn ich zuhause bin und schnelleres und sicheres Internet habe.

Abends hab ich mich dann von Kendi verabschiedet und auch von Joel, weil der um 5 Uhr morgens zur Arbeit musste und ich nicht mit ihm aufstehen wollte. Ich hab zwar gesagt, dass ich bestimmt gleich weinen müsste, aber so schlimm war es dann gar nicht. Schließlich wollen Miranda, Joel, Kendi und noch ein paar Freunde mich nächstes Jahr auf ihrer Europareise besuchen; also war es kein "Goodbye", sondern ein "See you soon".

Heute morgen hab ich dann noch den Rest meiner neu erstandenen Klamotten eingepackt. Beim Einpacken meiner Schuhe hatte ich allerdings ein kleines Problem: Mika lag darauf und hat geschlafen. Als ich sie hochgehoben und zur Seite gesetzt hab, hat sie sich gleich in mein anderes Paar Schuhe reingekuschelt, als ob sie gewusst hätte, dass ich gehe, und es verhindern wollte. (Der Hund hat echt einen sechsten Sinn, ich sag's euch.) Das war so der einzige Moment, wo ich den Tränen nahe war.

Mittags sollten wir mit den Eltern, Ashley und Justin zum Abschied essen gehen, aber irgendwie gab es ein Missverständnis und Miranda kamen erst um eins statt um zwölf. Als wir kamen, mussten alle schon wieder zurück zur Arbeit und es gab nur eine kurze Umarmung, ein "Have a good flight" und "Hope to see you soon". Das war dann auch ziemlich unemotional :D Judy, Miranda und ich haben dann in einem vietnamesischen Restaurant in Downtown Edmonton gegessen. War total lecker!

Nach dem Essen hab ich mich von Judy verabschiedet: Wenn ich mich nicht total getäuscht habe, hat ihre Stimme angefangen zu zittern, aber wir konnten es beide vermeiden in Tränen auszubrechen.

Miranda hat mich dann an den Flughafen gefahren. Auf dem Weg haben wir noch bei Tim Hortons gehalten, weil wir extrem zu früh waren und damit ich noch Verpflegung für den Flug kaufen konnte. Der Abschied war dann auch ziemlich kurz und unromantisch -- schnell in die Kurzparkerzone gefahren, Koffer raus, Umarmung, Tschüss. War aber vielleicht auch ganz gut so, weil ich sonst bestimmt ziemlich fertig wäre. Ich erinnere mich noch gut dran, wie wir letztes Mal alle geweint haben...

Bevor ich hierherkam, hatte ich Angst, dass der Abschied wieder genau so schlimm wird wie letztes Mal, dass es mir in der Zeit danach wieder so schlecht geht. Aber jetzt sehe ich das anders. Ich liebe Kanada, es wird immer ein Teil von mir bleiben, aber diese Reise hat mich reifen lassen. Ich weiß jetzt, dass nicht alles Gold ist, das glänzt. So sehr ich Kanada auch mag, kann ich nun seine negativen Seiten erkennen; und dafür bin ich sehr dankbar.

Der Trip war für mich eine Art Abschluss und Anfang zugleich: Abschluss, weil ich jetzt weiß, dass auch hier nicht immer die Sonne scheint; und Anfang, weil ich das Gefühl habe, dass das der Beginn einer lebenslangen Freundschaft sein wird. Nach dem Austausch hatte ich unglaubliche Angst, dass ich nie mehr wiederkommen würde, oder wenn, dass nichts mehr so sein würde wie vorher. Es hat sich herausgestellt, dass vieles tatsächlich anders ist, aber ich habe meinen Frieden damit geschlossen. Ich weiß, dass ich hier immer willkommen sein werde und dass ein Teil meines Herzens hiergeblieben ist, auch wenn die Veränderung niemals aufhört. Und das ist in Ordnung für mich.




Samstag, 15. August 2015

Camping

So, endlich bin ich wieder zurück nach 5 Tagen in der Wildnis! Einen etwas detaillierteren Post über die Hochzeit mache ich auch noch irgendwann, aber gerade bin ich nicht so schreibfreudig, weswegen ich jetzt erstmal nur übers Camping berichte.

Sonntagnachmittag, als wir von der Hochzeit zurückkamen, haben wir schon sofort angefangen, unsere sieben Sachen zu packen und den Trailer zu beladen. Eigentlich wollten wir sofort aufbrechen, weil die Fahrt ziemlich lang ist, aber die Männer mussten noch ein paar Sachen für den Wohnwagen im Baumarkt besorgen und so wurde es dann doch fast 8 Uhr, bis wir losgefahren sind.

Mirandas Eltern haben den großen Truck mit dem Wohnwagen genommen, Justin und Ashley ihren Truck mit dem Boot hintendran und Miranda, Joel und ich waren mit Laci im Auto. Bevor es richtig losging, haben wir erstmal einen kurzen Halt bei McDonalds und KFC eingelegt, der jedoch abenteuerlicher wurde als geplant. Laci ist nämlich aus dem Auto gesprungen und geflüchtet. Wir sind ungefähr fünfmal um KFC herumgerannt, bis wir sie schließlich wieder einfangen konnten. Die Leute aus dem Drive-Through haben schon ganz blöd geguckt... Naja. Nach der kurzen Gymnastik-Pause haben wir den Hund dann mit der Leine im Auto festgebunden, um weitere Vorfälle solcher Art zu vermeiden.

Schließlich haben wir uns auf den Weg gemacht und haben die anderen zwei Fahrzeuge auf dem Highway eingeholt und uns zwischen ihnen eingereiht, um uns nicht zu verfahren.

Nach zwei Stunden haben wir dann in Lloydminster eine Benzin-und-Pipi-Pause gemacht. Das Interessante and Lloydminster ist, dass die Stadt genau auf der Grenze von Alberta und Saskatchewan liegt, also in beiden Provinzen gleichzeitig.

Vom nächtlichen Saskatchewan war nicht so viel sichtbar, aber ich denke, dass es auch nicht besonders interessant gewesen wäre. Das Schöne kam dann aber noch: die Nordlichter! Vor drei Jahren hab ich sie schonmal gesehen, wenn auch sehr schwach. Deshalb war ich dieses Mal sehr hoffnungsvoll, als ich einen helleren Streifen am Nachthimmel gesehen hab. Die Nordlichter waren nicht so stark und grell, wie man das von Bildern kennt, sondern eher blass und unbewegt, aber sie waren trotzdem deutlich sichtbar. Man kann sich das so vorstellen wie einen grünen Laserstrahl, der z.B. von manchen Diskotheken oder Festen ausgestrahlt wird, nur natürlich größer und nicht nur vertikal, sondern auch horizontal. Bilder konnte ich leider keine machen, aber ich glaube, dass ich dieses Naturerlebnis niemals vergessen werde.

Es wurde immer später und später und wir kamen immer noch nicht an, weswegen wir dann gegen ein Uhr in Meadow Lake auf einem Parkplatz Rast gemacht und dort die Nacht im Wohnwagen verbracht haben. Am nächsten Morgen haben wir in einem Restaurant (dem vermutlich einzigen nicht-Fastfood-Laden in dem Ort) gefrühstückt und uns auf den Weg gemacht. Nach ca. einer Stunde kamen wir am Meadow Lake Provincial Park an -- das ist wie ein Nationalpark, nur halt eine Nummer kleiner. Die Straßen wurden bald zu Schotterpisten, was ganz schön anstrengend war. Zum Glück waren wir dann schon bald am Flotten Lake, unserem Ziel.

Auf dem Campingplatz angekommen wurden erstmal Wohnwagen und Zelt aufgestellt. Mit leisem Entsetzen habe ich festgestellt, dass es keine Duschen und nur Plumpsklos auf dem Campingplatz gab. Die Plumpsklos waren aber erstaunlich sauber und es gab fließendes Wasser an Wasserhähnen im Freien.

Am Ankunftstag haben wir dann erstmal die Hunde den See erkunden lassen, die sich sehr über die Abkühlung gefreut haben.

Die Männer hatten zum Spaß zwei Airsoft Gewehre gekauft. David wollte es ausprobieren und der allererste Schuss ging -- wohin auch sonst -- Justin an den Kopf. Nach einer kurzen Schrecksekunde fanden wir es alle ziemlich lustig und später haben sich die Jungs ein Spiel daraus gemacht, sich gegenseitig mit den Teilen abzuschießen, obwohl auf der Packung ausdrücklich stand, dass man das nicht soll und es gefährlich ist. Naja, sie haben weder mich noch einen der Hunde getroffen, daher war es mir relativ egal.

Abends sind dann einige von uns mit dem Boot rausgefahren, um zu angeln und den Sonnenuntergang zu genießen. Mir war die Angellizenz zu teuer, weswegen ich nur zugeschaut hab. Gefangen haben die Jungs leider nichts, aber es war trotzdem sehr amüsant zuzuschauen.

Am Lagerfeuer haben wir dann Smores gemacht: das ist eine Art Sandwich aus Keks, Schokolade und Marshmallow, das dann über dem Feuer gegrillt bzw. geschmolzen wird. Lecker!

Später am Abend kamen Candice und Everett mit ihrem Hund Leo an. Insgesamt waren wir dann 9 Leute und 4 Hunde -- ziemlich laut! Zum Glück waren wir fast die einzigen auf dem Campingplatz, weswegen der Lärm niemanden gestört hat.

Dienstag sind wir dann alle mit dem Boot gefahren und haben Tubing gemacht: Tubing ist eine Art Wassersport, wo man sich auf ein aufblasbares Floß legt und vom Boot ziehen lässt. Ich bin einmal zusammen mit Miranda gefahren und es hat total Spaß gemacht! Die Fahrt wurde dann irgendwann so wild, dass Miranda runtergefallen ist und ich mir ziemlich an den Beinen wehgetan habe, weil ich immer wieder durch die Luft geflogen und aufs Wasser aufgeschlagen bin. War aber lustig!

Am nächsten Morgen sind Judy, Ashley, Candice und ich zurück nach Meadow Lake gefahren, um ein paar Lebensmittel einzukaufen. Mann, ist das teuer im Norden... Auf dem Rückweg haben wir bei McDonalds Kaffee geholt. Egal wo auf der Welt man ist, das gelbe M ist nie fern.

Später waren wir wieder auf dem Boot zum Tubing. Ich bin zwar nicht runtergefallen, aber um zurück ins Boot zu klettern, musste ich ins Wasser und wow, war das kalt. Danach sind wir ein bisschen auf dem See rumgeschippert und zu einer Insel gefahren, die komplett mit Vögeln bedeckt war. Deswegen wird sie Bird Island genannt. Übrigens hab ich nachts ein Heulen gehört, wie man es von Wölfen kennt, und hab mich vor lauter Angst nicht getraut, nachts aufs Klo zu gehen. Aber wie es sich herausstellt, kommt das Heulen nicht etwa von Wölfen oder Kojoten, sondern von ... Vögeln. Loons, wie sie auf der Rückseite von den Ein-Dollar-Münzen sind. Ich weiß nicht, wie sie auf Deutsch heißen -- vermutlich, weil es die bei uns gar nicht gibt --, aber ich hätte echt nicht erwartet, dass Loons so ein komisches Geräusch machen.

Donnerstag haben die Männer beim allmorgendlichen Angeln endlich zwei Fische gefangen! Justin und Joel haben ihre Beute filletiert und gebraten und für das Mittagessen war so schonmal gesorgt. Ich hab zugeschaut, wie die beiden den Fischen die Gedärme rausgenommen haben, und ich hätte es lieber nicht tun sollen. Ich hätte echt nicht gedacht, dass ich mit solchen Sachen so empfindlich bin... Geschmeckt hat der Fisch trotzdem gut.

Später waren wir dann zum Knee-Boarding auf dem See. Knee-Boarding ist ein bisschen wie Surfen: Man hat ein Brett mit vorgeformten Knie-Halterungen und einem Gurt und lässt sich auf dem Brett kniend vom Boot ziehen. Der Trick ist, dass man sich erst nur am Board festhält und dann, wenn das Boot schon fährt, sich mit den Armen raufschwingt. Weil ich überhaupt keine Muskeln im Oberarm hab, hätte ich es natürlich nicht geschafft, mich da raufzuhieven. Vor lauter Angst hab ich das Brett dann schon losgelassen, bevor ich es überhaupt versucht hab. Und es kam, wie es kommen musste: Nachdem ich losgelassen hatte, hat eine Welle das Brett mit der Spitze unter Wasser gedrückt und die Knie-Schalen sind abgerissen. Man kann es zwar wahrscheinlich wieder kleben, aber es war trotzdem ziemlich blöd und es ist für mich dann auch bei diesem einen Versuch geblieben.

Als wir wieder zurück am Ufer waren, hab ich mich erst mal mit meinem Buch in die Sonne gelegt. Allerdings bin ich dann irgendwann eingeschlafen, weswegen ich hinterher einigermaßen verbrannt und ziemlich fertig von der Hitze war. Mir wurde dann leider so schlecht, dass ich nicht mitgekommen bin, als alle nach dem Abendessen noch ein letztes Mal zum Tubing und Knee-Boarding gefahren sind.

Am Abend haben wir dann ein letztes Mal ein Feuer gemacht und Marshmallows gegrillt. Mangels geeigneter Stöcke haben wir Draht-Kleiderbügel aufgebogen und die Marshmallows darauf aufgespießt. Hunger macht kreativ.

Gestern Morgen haben wir dann schnell alles zusammengepackt: Luft aus den Matratzen abgelassen, Zelt abgebaut und alles saubergemacht. Gegen halb eins waren wir dann schon wieder auf dem Heimweg. Wie auf dem Hinweg haben wir in Meadow Lake und Lloydminster angehalten. Um sieben waren wir dann daheim und haben eine Stunde gebraucht, bis alles aus dem Wohnwagen wieder sicher im Haus verstaut war. Und hat sich das vielleicht toll angefühlt, nach sechs Tagen wieder richtig zu duschen!!

Richtige Wildtiere hab ich übrigens beim Camping nicht gesehen --  zumindest nichts außer den Büffeln, die wir beim Vorbeifahren an einem Nationalpark gesehen haben, Eichhörnchen, Libellen, Spinnen und ganz ganz vielen Stechmücken. Ich hab nicht gezählt, wieviele Stiche ich insgesamt habe, aber allein an meinem rechten Fuß sind es schon acht.

So, während ich warte, dass meine Stiche nicht mehr jucken und dass die Fotos hochladen, werde ich schonmal anfangen, meine Lektüren für das nächste Schuljahr zu lesen. Drei Wochen Ferien nur noch, und davon nur noch eine halbe Woche in Kanada...

Heute hab ich mal keine Lust, die Bilder in den Text einzufügen, weil das immer so elendig lange dauert.

Laci

Gizmo, Ashley und Justins Hund





Bird Island




Leo, Candice und Everetts Hund

Irgendwo da müsste ein Eichhörnchen auf dem Bild sein





Sonntag, 9. August 2015

Kurzes Update

Ich hab nicht viel Zeit und wollte mich nur mal schnell melden, weil ich die nächste Woche über kein Internet haben werde.

Die Hochzeit von Candice und Everett war gestern. Freitag haben wir schon alles vorbereitet. Die Trauung fand draußen statt und das Wetter war super, die Feier war dann direkt nebenan in einem Veranstaltungshaus der Polizei. Das Gelände war total schön -- mitten in der Natur, nur die große Halle und ein Campingplatz.

Essen und Getränke waren gut, getanzt wurde auch, man kann sich also nicht wirklich beschweren.

Ich wurde sofort als der Gast mit der längsten Anreise vorgestellt, wurde sogar in zwei Reden erwähnt und alle kamen zu mir, um mir zu erzählen, dass sie auch Verwandte in Deutschland haben. Ich hab also mit sehr vielen Leuten geredet, aber es ist nicht wirklich was davon hängengeblieben.

Die Nacht haben wir im Wohnwagen verbracht und ich bin jetzt dementsprechend gerädert.

Mehr kann ich jetzt leider nicht schreiben, weil wir gleich aufbrechen zum Camping in Saskatchewan und ich noch packen muss.

Ein ausführlicherer Bericht mit Bildern kommt dann also irgendwann nächstes Wochenende.

Hoffe es geht euch allen gut!
Liebe Grüße aus Kanada
Denise

Freitag, 7. August 2015

Dinos und Shopping

Zuerst mal: Tut mir leid, dass ich mich so lang nicht mehr gemeldet hab. Ich hab irgendwie nicht mehr so die Motivation, viel zu schreiben. (Aber liebe Kommentare spornen mich immer dazu an, ein bisschen mehr zu bloggen ;) )

An Montag kann ich mich schon gar nicht mehr erinnern; daraus schließe ich, dass das wieder so ein Tag war, an dem ich nicht das Haus verlassen hab.

Dienstag haben wir dann unseren Tagesausflug nach Drumheller gemacht! Miranda und ich sind morgens relativ früh (ja, 9.30 ist früh für uns) aufgebrochen. Nachdem wir Laci zum Dog-Sitting zu Joels Mutter gebracht haben, ging's auch schon los. Ich fand die Fahrt total beeindruckend, obwohl die Landschaft größtenteils ziemlich langweilig ist. Erst sind wir einen großen Highway (benannt nach Queen Elizabeth II) bis nach Red Deer gefahren, was genau in der Hälfte zwischen Edmonton und Calgary liegt. Dort haben wir zu Mittag gegessen: ganz stilecht Fast Food aus dem Drive-Thru. Am Highway hat man außer indianisch klingenden Ortsnamen rein gar nichts Interessantes gesehen, aber ich fand die Weite der Felder so beeindruckend. Außerdem ist zwischen den Fahrbahnen nicht wie bei uns ein Leitplanke, sondern ein mehrere Meter breiter Grünstreifen, der Median.

Hinter Red Deer sind wir dann auf kleineren ländlichen Highways gefahren, auf denen alles NOCH WEITER UND GRÖSSER ist, obwohl es nicht mal mehr eine Trennung zwischen den Fahrbahnen gab. Die braucht man aber auch nicht, weil man teils zehn Minuten fahren kann, ohne einem anderen Fahrzeug zu begegnen. Vom Highway gehen überall rechts und links kleine range roads ab, die z.T. nur Schotterpisten sind und zu den einsamen Farmen führen, die man überall sieht. Mitten in der Pampa, wo vielleicht jeden Kilometer mal ein Haus steht, war ein Schild "Achtung, Schulbus wendet." Wie lange müssen diese armen Kinder denn wohl jeden Tag zur Schule fahren? Ab und an gab es mal ein paar Dörfer, aber die waren tierisch weit voneinander weg. Kurz vor dem Abzweig zu diesen kleinen Nestern stand dann immer ein Schild "Vorsicht, wichtige Kreuzung" und im Boden waren so eine Art Rillen, damit auch der letzt Depp merkt, dass gleich ein Stoppschild kommt.


Je weiter wir uns von Red Deer entfernt haben, desto seltener wurden die Dörfer und desto verlassener die Straßen. An einer Stelle sind wir über einen kleinen Fluß gefahren auf einer Holzbrücke, die nur eine Spur hatte. Übrigens, wer denkt, dass Alberta komplett flach ist, hat Unrecht! Es gibt total viele kleine, sanfte Hügel. Ich kam mir vor wie im Auenland.

Irgendwann sind wir dann über einen größeren Hügel gefahren und als wir auf der anderen Seite runterkamen, hat man auch schon die Badlands gesehen. Die Trapper haben die Gegend so genannt, weil es ein besonders schwer zu Fuß oder mit Pferden zu überquerendes Terrain ist. Auf den Fotos kommt es wahrscheinlich nicht so raus, aber die Landschaft ist echt atemberaubend!



Nach fast vier Stunden Fahrt sind wir dann endlich in Drumheller angekommen. Als erstes haben wir an einem Schild am Ortseingang angehalten, um ein Foto zu machen.


Danach ging es ins Royal Tyrell Museum, wo man originale Dinosaurier-Fossilien sehen kann. Die meisten Fossilien wurden sogar in Alberta gefunden --  das Museum ist praktisch auf dem Grund gebaut, auf dem vor 4 Millionen Jahren Dinos darumgelaufen sind! Was mich erstaunt hat, war, dass viele Exponate erst relativ kürzlich gefunden wurden, z.B. in den Achtzigern oder auch in 2011. Die Dinos waren nach Epochen geordnet -- am Schluss der Ausstellung gab es sogar ein Mammut und einen Säbelzahntiger, obwohl ich mir nicht ganz sicher bin, ob das Original-Knochen waren.

  
 
Ich hab mich übrigens noch mit dem Kinderpreis für 17-Jährige durchgemogelt... Ein bisschen schlecht gefühlt hab ich mich ja schon, aber dafür hab ich die Hälfte gespart. Wenn man schon so jung aussieht, kann man ja auch mal davon profitieren, oder?

Nach dem Museum sind wir nach draußen auf die Aussichtsplattform gegangen und haben ein paar Bilder gemacht (die alle nichts geworden sind, seufz). Außerdem gab es noch so einen Mini-Wanderweg durch die Badlands, den wir gegangen sind.
Royal Tyrrell Museum von oben

Später sind wir wieder nach Drumheller reingefahren und waren bei einer anderen Attraktion: dem größten Dinosaurier der Welt! Das ist ein großer T-Rex, den man begehen kann. Im Mund ist dann eine Aussichtsplattform, von der aus man die Stadt und die Badlands sehen kann.
Downtown Drumheller
World's Largest Dinosaur

Eigentlich wollten wir auch noch die Hoodoos, die Sandsteinsäulen, sehen, aber die lagen leider zu weit entfernt von der Stadt, weswegen wir uns dann wieder auf den Heimweg gemacht haben. Auf dem Rückweg haben wir in Red Deer bei Quiznos, einer Sandwichkette, gegessen; und ich hab mich gefreut, weil a. das Bestellen dort nicht so kompliziert ist wie bei Subway, und b. weil ich besser Englisch gesprochen hab als der Angestellte, der mich bedient hat. Booya.


Gestern Nachmittag sind wir dann nach Edmonton zur Londonderry Mall gefahren, wo sich Miranda und Judy in einem Nagelstudio die Nägel für die Hochzeit haben machen lassen. Ich war dafür zu geizig und bin lieber in den Dollar-Store gegangen, wo ich drei Notizbücher, die ich niemals benutzen werde, und einen Mini-Ventilator erstanden habe. Außerdem haben wir im Food Court gegessen und ich hatte -- ihr werdet es kaum erraten -- Poutine.


Abends waren Miranda, Joel und ich bei einem Freund, den ich schon von damals aus der Schule kannte. (Für besonders aufmerksame Leser: Erinnert ihr euch an den Jungen mit der Ghostbusters-DVD?) Wir waren in Sherwood Park spazieren, unter anderem durch eine sehr noble Nachbarschaft, und haben dann ein Kartenspiel gespielt, das ich nicht ganz verstanden, aber trotzdem gewonnen habe.

Sherwood Park

Heute bin ich aus lauter Langeweile allein zur Sherwood Park Mall gegangen und hab ganz viel Geld ausgegeben, was ich bestimmt bald bereuen werde. Aber andererseits, ich hab mir nicht 70 Stunden in einem Freizeitpark die Beine in den Bauch gestanden, um das Geld nicht auszugeben.







So, jetzt ist 8 und ich sitze allein zuhause, weil die ganze Familie bei der Probe für die Hochzeit ist. Vielleicht geh ich nochmal über die Straße zum Convenience Store, einem besseren Kiosk, und hole mir was zu essen.


Mittwoch, 5. August 2015

Doggie Selfie

Mika und ich!
Leider mag sie mich anscheinend nicht so sehr, denn sie wollte nicht mal für das Foto auf meinem Schoß bleiben.

Angry.

Taylor freaking Swift is playing a show tomorrow in Edmonton (and possibly tonight?) and I didn't know and I don't have tickets and they're all sold out and if not they're probably very expensive.

Wow. I did not travel halfway round the globe to miss Taylor Swift.

Sonntag, 2. August 2015

Ruhiger Samstag

Heute ist Miranda zu einem Familientreffen von der Familie ihres Freundes gefahren. Sie hat mir angeboten mitzukommen, aber weil es morgens geregnet hat und sie an einem See campen wollten, und natürlich weil ich niemanden von der Familie kenne und mir das irgendwie unangenehm wäre, da reinzuplatzen, bin ich mit David und Judy daheimgeblieben.

Nachmittags bin ich mit Judy zu Walmart und Dollarama gefahren. Dollarama ist eine Art Ein-Euro-Laden, nur dass es viel größer und nicht so schmuddelig ist wie in Deutschland und dass man dort tatsächlich schöne Sachen kaufen kann. Ich habe ganz viele Süßigkeiten für ziemlich wenig Geld gekauft und dann noch schöne Kanada-Souvenirs, die in einem Souvenirladen in einer Touri-Falle bestimmt das Dreifache gekostet hätten. Ich poste jetzt keine Bilder davon, weil ihr ja sonst wüsstet, was ich euch mitbringe ;) Für die Riesen-Tüte, die ich habe, hab ich nur 30$ bezahlt. Das Zahlen war allerdings das Problem bei der Sache... aus irgendeinem Grund hat der Laden keine Kreditkarten genommen (und das in einem Land, in dem man selbst den Kaffee für 2$ mit Karte zahlt). Meine EC-Karte ging auch nicht, und als ich der Verkäuferin gesagt habe, dass das eine deutsche Karte ist, hat sie auf einmal angefangen, ganz langsam mit mir zu sprechen, noch langsamer als man es mit einem Kind würde. Entschuldigung mal? Nur weil ich aus einem anderen Land komme, heißt das nicht, dass ich überhaupt nichts kann? Und meine Rechtschreibung ist wahrscheinlich besser als deine. Bitch. Und als ob das noch nicht genug gewesen wäre, haben mir dann 5$ an Bargeld gefehlt. Judy hat mir dann zum Glück vorgelegt, aber es war mir trotzdem SO PEINLICH. Ich werde immer noch rot, wenn ich dran denke.

Danach sind wir zu Walmart, und ich habe festgestellt: Alles, was die Leute über Walmart sagen, ist wahr. Die Obstabteilung war zwar ganz in Ordnung, aber wenn man das mal mit unserem Real vergleicht, der sogar etwas kleiner ist als Walmart, ist es schon ziemlich mickrig. Es gab sehr viel in Großpackungen, z.B. Milch in 5-Liter-Kanistern. Die Kundschaft war nicht ganz so schlimm, wie man es sich vorstellen würde, aber schon etwas anderes, als man in anderen Läden antrifft. In der Gartenabteilung lag jemand auf einer Sitzbank und hat geschlafen. Von den Angestellten waren die meisten Jugendliche oder ethnic minorities --  nicht, dass ich was dagegen hätte, aber man bekommt dadurch so etwas das Gefühl, dass diese Jobs nicht sehr begehrt sind. Ich hab sogar das ultimative Klischee gefunden: der Walmart-Elektro-Rollstuhl. Eines Tages werde ich auch mal in so 'nem Ding sitzen, glaubt's mir.

Später sind David und Judy mit mir essen gegangen. Die Pizza war superlecker und die Kellnerin war total lieb: David hat erzählt, dass ich aus Deutschland bin, und sie meinte, dass mein Englisch "incredible" wäre und dass sie echt genau hinhören müsste, um einen Akzent rauszuhören. Das hat mich so gefreut, dass das Dollar-store-Erlebnis von heute Mittag schon fast wieder vergessen ist.

Samstag, 1. August 2015

Entertainment Centre & Klettern

Donnerstagabend waren wir in Edmonton im Gateway Entertainment Centre, was auch genau das ist, was der Name sagt: Unterhaltung!

Zuerst haben wir Minigolf gespielt, was ziemlich cool war: Das Monster Mini Golf war im Dunkeln mit Schwarzlicht (wusstet ihr, dass Deo Flecken hinterlassen kann, die nur unter Schwarzlich sichtbar werden? Peinlich) und wie der Name schon sagt, gab es Monster und Geister zur Deko.

Monster Mini Golf
Danach sind wir dann rüber ins eigentliche Entertainment Centre gewechselt, wo wir eine Runde Lasertag gespielt haben. Falls das jemand nicht kennen sollte: Man bekommt eine Weste mit Sensoren an Brust, Schulter und Rücken und eine Laserpistole, mit der man die anderen abschießen soll. Dazu rennt man im Dunkeln in einer Art Labyrinth darum. Mir hat es total viel Spaß gemacht, obwohl ich (wie zu erwarten) haushoch verloren habe. Der Grund -- haltet euch fest -- ich habe die ersten zehn Minuten nicht kapiert, dass ich die verdammte Laserpistole falsch rum gehalten habe. Ja, ihr dürft mich auslachen. Zu meiner Verteidigung: Ich hab auch erst einmal Lasertag gespielt, und da sahen die Pistolen anders aus.

Zum Abschluss gab es noch eine Runde Bowling, die ich erstaunlicherweise NICHT verloren habe -- zumindest nicht direkt: Miranda und ich hatten nämlich die gleiche Punktzahl. Immerhin haben wir 74 geschafft -- manchmal krieg ich nämlich nicht mal 50 hin...

2x zweiter Platz
Auf dem Heimweg waren wir dann noch im Dairy Queen Drive Thru und Miranda und Joel haben sich ein Eis geholt. Sogar für mich gab es erstaunlicherweise eine lactosefreie Option: Orange Julius ist so eine Art geeister cremiger Smoothie ohne Joghurt.

Zuhause haben Miranda und ich dann angefangen unseren Wochenendtrip zu planen. (Hinweis: Es ist Samstagmorgen und ich schreibe diesen Post von meinem Bett aus.) Calgary und Banff, wie wir es ursprünglich vorhatten, fiel schonmal flach, weil gerade irgendein langes Wochenende ist und alle Hotels komplett ausgebucht sind. Eine Alternative wäre es, nächste Woche nach zu Jasper fahren, was fast genau wie Banff ist, nur anscheinend billiger und kleiner. Miranda meinte, Jasper könnte etwas langweilig sein, weil man da nicht viel machen kann und man auf der Fahrt überall nur Wald sieht. Sie hat dann vorgeschlagen, nach Frank Slide zu fahren, was südlich von Calgary liegt. Das ist ein Ort, der vor einiger Zeit von einer Gerölllawine komplett verschüttet wurde. Die Landschaft um Frank Slide herum ist fast wie die Rockies bei Banff und Jasper, mit dem Unterschied, dass man keinen Eintritt in den Nationalpark zahlt. Auf der Fahrt dorthin könnte man einen Stopp in Drumheller einlegen, was in den Alberta Badlands liegt -- eine Art von Sandsteinwüste, in denen man die Hoodoos findet, Sandsteinsäulen in den seltsamsten Formen -- und wo eine riesige Dinosaurierfundstätte inklusive Museum liegt. Die Fahrt nach Frank Slide dauert ca. 5 Stunden, aber weil langes Wochenende und Sommer ist, wären wir wahrscheinlich mehr als 6 unterwegs. Deshalb hat David, Mirandas Vater, uns von einem mehrtägigen Trip abgeraten. Stattdessen wollen wir nächste Woche Tagesausflüge nach Jasper und Drumheller machen. Schade, aber nicht zu ändern. Immerhin fahren wir ja übernächste Woche noch nach Saskatchewan campen.

Gestern wussten wir dann wieder nicht, was wir machen sollten, und haben uns nach langer Überlegung für eine Kletterhalle entschieden. Ich hab sowas noch nie vorher gemacht (naja gut, einmal vor drei Jahren, was übrigens auch in Kanada war) und wer mich kennt, wird wohl wissen, dass ich nicht gerade sportlich bin.

Nach einer Einweisung, die ich zum Glück so halbwegs (sprachlich und inhaltlich) verstanden habe, durften wir dann zu zweit losklettern. Weil ich total ungeschickt bin und kaum Muskeln im Oberkörper habe, hab ich es nie besonders weit nach oben geschafft, zumal die meisten Kletterwände leicht nach vorne geneigt waren. Miranda ist aber ziemlich hoch geklettert! Sie war so schnell, dass ich mit dem Sichern vom Seil kaum hinterherkam.

Als wir dann total fertig waren und unsere Hände wehtaten, sind wir heimgefahren und haben Judy, Mirandas Mutter, geholt und sind zusammen Essen gegangen. Ich hatte Poutine, das sind Pommes mit Bratensoße und Käse, was ziemlich eklig klingt, aber SO LECKER ist.
Poutine

McDonalds mit dem kleinen Maple Leaf im Logo

Meine alte Schule

nochmal Sal