So, endlich bin ich wieder zurück nach 5 Tagen in der Wildnis! Einen etwas detaillierteren Post über die Hochzeit mache ich auch noch irgendwann, aber gerade bin ich nicht so schreibfreudig, weswegen ich jetzt erstmal nur übers Camping berichte.
Sonntagnachmittag, als wir von der Hochzeit zurückkamen, haben wir schon sofort angefangen, unsere sieben Sachen zu packen und den Trailer zu beladen. Eigentlich wollten wir sofort aufbrechen, weil die Fahrt ziemlich lang ist, aber die Männer mussten noch ein paar Sachen für den Wohnwagen im Baumarkt besorgen und so wurde es dann doch fast 8 Uhr, bis wir losgefahren sind.
Mirandas Eltern haben den großen Truck mit dem Wohnwagen genommen, Justin und Ashley ihren Truck mit dem Boot hintendran und Miranda, Joel und ich waren mit Laci im Auto. Bevor es richtig losging, haben wir erstmal einen kurzen Halt bei McDonalds und KFC eingelegt, der jedoch abenteuerlicher wurde als geplant. Laci ist nämlich aus dem Auto gesprungen und geflüchtet. Wir sind ungefähr fünfmal um KFC herumgerannt, bis wir sie schließlich wieder einfangen konnten. Die Leute aus dem Drive-Through haben schon ganz blöd geguckt... Naja. Nach der kurzen Gymnastik-Pause haben wir den Hund dann mit der Leine im Auto festgebunden, um weitere Vorfälle solcher Art zu vermeiden.
Schließlich haben wir uns auf den Weg gemacht und haben die anderen zwei Fahrzeuge auf dem Highway eingeholt und uns zwischen ihnen eingereiht, um uns nicht zu verfahren.
Nach zwei Stunden haben wir dann in Lloydminster eine Benzin-und-Pipi-Pause gemacht. Das Interessante and Lloydminster ist, dass die Stadt genau auf der Grenze von Alberta und Saskatchewan liegt, also in beiden Provinzen gleichzeitig.
Vom nächtlichen Saskatchewan war nicht so viel sichtbar, aber ich denke, dass es auch nicht besonders interessant gewesen wäre. Das Schöne kam dann aber noch: die Nordlichter! Vor drei Jahren hab ich sie schonmal gesehen, wenn auch sehr schwach. Deshalb war ich dieses Mal sehr hoffnungsvoll, als ich einen helleren Streifen am Nachthimmel gesehen hab. Die Nordlichter waren nicht so stark und grell, wie man das von Bildern kennt, sondern eher blass und unbewegt, aber sie waren trotzdem deutlich sichtbar. Man kann sich das so vorstellen wie einen grünen Laserstrahl, der z.B. von manchen Diskotheken oder Festen ausgestrahlt wird, nur natürlich größer und nicht nur vertikal, sondern auch horizontal. Bilder konnte ich leider keine machen, aber ich glaube, dass ich dieses Naturerlebnis niemals vergessen werde.
Es wurde immer später und später und wir kamen immer noch nicht an, weswegen wir dann gegen ein Uhr in Meadow Lake auf einem Parkplatz Rast gemacht und dort die Nacht im Wohnwagen verbracht haben. Am nächsten Morgen haben wir in einem Restaurant (dem vermutlich einzigen nicht-Fastfood-Laden in dem Ort) gefrühstückt und uns auf den Weg gemacht. Nach ca. einer Stunde kamen wir am Meadow Lake Provincial Park an -- das ist wie ein Nationalpark, nur halt eine Nummer kleiner. Die Straßen wurden bald zu Schotterpisten, was ganz schön anstrengend war. Zum Glück waren wir dann schon bald am Flotten Lake, unserem Ziel.
Auf dem Campingplatz angekommen wurden erstmal Wohnwagen und Zelt aufgestellt. Mit leisem Entsetzen habe ich festgestellt, dass es keine Duschen und nur Plumpsklos auf dem Campingplatz gab. Die Plumpsklos waren aber erstaunlich sauber und es gab fließendes Wasser an Wasserhähnen im Freien.
Am Ankunftstag haben wir dann erstmal die Hunde den See erkunden lassen, die sich sehr über die Abkühlung gefreut haben.
Die Männer hatten zum Spaß zwei Airsoft Gewehre gekauft. David wollte es ausprobieren und der allererste Schuss ging -- wohin auch sonst -- Justin an den Kopf. Nach einer kurzen Schrecksekunde fanden wir es alle ziemlich lustig und später haben sich die Jungs ein Spiel daraus gemacht, sich gegenseitig mit den Teilen abzuschießen, obwohl auf der Packung ausdrücklich stand, dass man das nicht soll und es gefährlich ist. Naja, sie haben weder mich noch einen der Hunde getroffen, daher war es mir relativ egal.
Abends sind dann einige von uns mit dem Boot rausgefahren, um zu angeln und den Sonnenuntergang zu genießen. Mir war die Angellizenz zu teuer, weswegen ich nur zugeschaut hab. Gefangen haben die Jungs leider nichts, aber es war trotzdem sehr amüsant zuzuschauen.
Am Lagerfeuer haben wir dann Smores gemacht: das ist eine Art Sandwich aus Keks, Schokolade und Marshmallow, das dann über dem Feuer gegrillt bzw. geschmolzen wird. Lecker!
Später am Abend kamen Candice und Everett mit ihrem Hund Leo an. Insgesamt waren wir dann 9 Leute und 4 Hunde -- ziemlich laut! Zum Glück waren wir fast die einzigen auf dem Campingplatz, weswegen der Lärm niemanden gestört hat.
Dienstag sind wir dann alle mit dem Boot gefahren und haben Tubing gemacht: Tubing ist eine Art Wassersport, wo man sich auf ein aufblasbares Floß legt und vom Boot ziehen lässt. Ich bin einmal zusammen mit Miranda gefahren und es hat total Spaß gemacht! Die Fahrt wurde dann irgendwann so wild, dass Miranda runtergefallen ist und ich mir ziemlich an den Beinen wehgetan habe, weil ich immer wieder durch die Luft geflogen und aufs Wasser aufgeschlagen bin. War aber lustig!
Am nächsten Morgen sind Judy, Ashley, Candice und ich zurück nach Meadow Lake gefahren, um ein paar Lebensmittel einzukaufen. Mann, ist das teuer im Norden... Auf dem Rückweg haben wir bei McDonalds Kaffee geholt. Egal wo auf der Welt man ist, das gelbe M ist nie fern.
Später waren wir wieder auf dem Boot zum Tubing. Ich bin zwar nicht runtergefallen, aber um zurück ins Boot zu klettern, musste ich ins Wasser und wow, war das kalt. Danach sind wir ein bisschen auf dem See rumgeschippert und zu einer Insel gefahren, die komplett mit Vögeln bedeckt war. Deswegen wird sie Bird Island genannt. Übrigens hab ich nachts ein Heulen gehört, wie man es von Wölfen kennt, und hab mich vor lauter Angst nicht getraut, nachts aufs Klo zu gehen. Aber wie es sich herausstellt, kommt das Heulen nicht etwa von Wölfen oder Kojoten, sondern von ... Vögeln. Loons, wie sie auf der Rückseite von den Ein-Dollar-Münzen sind. Ich weiß nicht, wie sie auf Deutsch heißen -- vermutlich, weil es die bei uns gar nicht gibt --, aber ich hätte echt nicht erwartet, dass Loons so ein komisches Geräusch machen.
Donnerstag haben die Männer beim allmorgendlichen Angeln endlich zwei Fische gefangen! Justin und Joel haben ihre Beute filletiert und gebraten und für das Mittagessen war so schonmal gesorgt. Ich hab zugeschaut, wie die beiden den Fischen die Gedärme rausgenommen haben, und ich hätte es lieber nicht tun sollen. Ich hätte echt nicht gedacht, dass ich mit solchen Sachen so empfindlich bin... Geschmeckt hat der Fisch trotzdem gut.
Später waren wir dann zum Knee-Boarding auf dem See. Knee-Boarding ist ein bisschen wie Surfen: Man hat ein Brett mit vorgeformten Knie-Halterungen und einem Gurt und lässt sich auf dem Brett kniend vom Boot ziehen. Der Trick ist, dass man sich erst nur am Board festhält und dann, wenn das Boot schon fährt, sich mit den Armen raufschwingt. Weil ich überhaupt keine Muskeln im Oberarm hab, hätte ich es natürlich nicht geschafft, mich da raufzuhieven. Vor lauter Angst hab ich das Brett dann schon losgelassen, bevor ich es überhaupt versucht hab. Und es kam, wie es kommen musste: Nachdem ich losgelassen hatte, hat eine Welle das Brett mit der Spitze unter Wasser gedrückt und die Knie-Schalen sind abgerissen. Man kann es zwar wahrscheinlich wieder kleben, aber es war trotzdem ziemlich blöd und es ist für mich dann auch bei diesem einen Versuch geblieben.
Als wir wieder zurück am Ufer waren, hab ich mich erst mal mit meinem Buch in die Sonne gelegt. Allerdings bin ich dann irgendwann eingeschlafen, weswegen ich hinterher einigermaßen verbrannt und ziemlich fertig von der Hitze war. Mir wurde dann leider so schlecht, dass ich nicht mitgekommen bin, als alle nach dem Abendessen noch ein letztes Mal zum Tubing und Knee-Boarding gefahren sind.
Am Abend haben wir dann ein letztes Mal ein Feuer gemacht und Marshmallows gegrillt. Mangels geeigneter Stöcke haben wir Draht-Kleiderbügel aufgebogen und die Marshmallows darauf aufgespießt. Hunger macht kreativ.
Gestern Morgen haben wir dann schnell alles zusammengepackt: Luft aus den Matratzen abgelassen, Zelt abgebaut und alles saubergemacht. Gegen halb eins waren wir dann schon wieder auf dem Heimweg. Wie auf dem Hinweg haben wir in Meadow Lake und Lloydminster angehalten. Um sieben waren wir dann daheim und haben eine Stunde gebraucht, bis alles aus dem Wohnwagen wieder sicher im Haus verstaut war. Und hat sich das vielleicht toll angefühlt, nach sechs Tagen wieder richtig zu duschen!!
Richtige Wildtiere hab ich übrigens beim Camping nicht gesehen -- zumindest nichts außer den Büffeln, die wir beim Vorbeifahren an einem Nationalpark gesehen haben, Eichhörnchen, Libellen, Spinnen und ganz ganz vielen Stechmücken. Ich hab nicht gezählt, wieviele Stiche ich insgesamt habe, aber allein an meinem rechten Fuß sind es schon acht.
So, während ich warte, dass meine Stiche nicht mehr jucken und dass die Fotos hochladen, werde ich schonmal anfangen, meine Lektüren für das nächste Schuljahr zu lesen. Drei Wochen Ferien nur noch, und davon nur noch eine halbe Woche in Kanada...
Heute hab ich mal keine Lust, die Bilder in den Text einzufügen, weil das immer so elendig lange dauert.
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Laci |
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Gizmo, Ashley und Justins Hund |
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Bird Island |
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Leo, Candice und Everetts Hund |
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Irgendwo da müsste ein Eichhörnchen auf dem Bild sein |