Donnerstag, 20. August 2015

See you later alligator

Jetzt ist es also soweit: Ich sitze am Flughafen, Koffer sind aufgegeben, Boarding ist in anderthalb Stunden. Mein Abenteuer (beziehungsweise die Fortsetzung vom ursprünglichen Abenteuer) ist vorbei.

Ich sollte traurig sein, aber ich bin es gar nicht mal so sehr. Gestern waren Miranda, Kendi und ich shoppen in der West Edmonton Mall, damit ich nochmal meine Koffer ordentlich füllen konnte -- schließlich waren sie von Anfang an nicht ganz voll und ich habe durch die Bierseidel  und die zwei Kilo Süßigkeiten ordentlich Gewicht verloren. Einen detaillierteren Post über das Shoppen und alles andere, was ich erlebt habe, schreibe ich, wenn ich zuhause bin und schnelleres und sicheres Internet habe.

Abends hab ich mich dann von Kendi verabschiedet und auch von Joel, weil der um 5 Uhr morgens zur Arbeit musste und ich nicht mit ihm aufstehen wollte. Ich hab zwar gesagt, dass ich bestimmt gleich weinen müsste, aber so schlimm war es dann gar nicht. Schließlich wollen Miranda, Joel, Kendi und noch ein paar Freunde mich nächstes Jahr auf ihrer Europareise besuchen; also war es kein "Goodbye", sondern ein "See you soon".

Heute morgen hab ich dann noch den Rest meiner neu erstandenen Klamotten eingepackt. Beim Einpacken meiner Schuhe hatte ich allerdings ein kleines Problem: Mika lag darauf und hat geschlafen. Als ich sie hochgehoben und zur Seite gesetzt hab, hat sie sich gleich in mein anderes Paar Schuhe reingekuschelt, als ob sie gewusst hätte, dass ich gehe, und es verhindern wollte. (Der Hund hat echt einen sechsten Sinn, ich sag's euch.) Das war so der einzige Moment, wo ich den Tränen nahe war.

Mittags sollten wir mit den Eltern, Ashley und Justin zum Abschied essen gehen, aber irgendwie gab es ein Missverständnis und Miranda kamen erst um eins statt um zwölf. Als wir kamen, mussten alle schon wieder zurück zur Arbeit und es gab nur eine kurze Umarmung, ein "Have a good flight" und "Hope to see you soon". Das war dann auch ziemlich unemotional :D Judy, Miranda und ich haben dann in einem vietnamesischen Restaurant in Downtown Edmonton gegessen. War total lecker!

Nach dem Essen hab ich mich von Judy verabschiedet: Wenn ich mich nicht total getäuscht habe, hat ihre Stimme angefangen zu zittern, aber wir konnten es beide vermeiden in Tränen auszubrechen.

Miranda hat mich dann an den Flughafen gefahren. Auf dem Weg haben wir noch bei Tim Hortons gehalten, weil wir extrem zu früh waren und damit ich noch Verpflegung für den Flug kaufen konnte. Der Abschied war dann auch ziemlich kurz und unromantisch -- schnell in die Kurzparkerzone gefahren, Koffer raus, Umarmung, Tschüss. War aber vielleicht auch ganz gut so, weil ich sonst bestimmt ziemlich fertig wäre. Ich erinnere mich noch gut dran, wie wir letztes Mal alle geweint haben...

Bevor ich hierherkam, hatte ich Angst, dass der Abschied wieder genau so schlimm wird wie letztes Mal, dass es mir in der Zeit danach wieder so schlecht geht. Aber jetzt sehe ich das anders. Ich liebe Kanada, es wird immer ein Teil von mir bleiben, aber diese Reise hat mich reifen lassen. Ich weiß jetzt, dass nicht alles Gold ist, das glänzt. So sehr ich Kanada auch mag, kann ich nun seine negativen Seiten erkennen; und dafür bin ich sehr dankbar.

Der Trip war für mich eine Art Abschluss und Anfang zugleich: Abschluss, weil ich jetzt weiß, dass auch hier nicht immer die Sonne scheint; und Anfang, weil ich das Gefühl habe, dass das der Beginn einer lebenslangen Freundschaft sein wird. Nach dem Austausch hatte ich unglaubliche Angst, dass ich nie mehr wiederkommen würde, oder wenn, dass nichts mehr so sein würde wie vorher. Es hat sich herausgestellt, dass vieles tatsächlich anders ist, aber ich habe meinen Frieden damit geschlossen. Ich weiß, dass ich hier immer willkommen sein werde und dass ein Teil meines Herzens hiergeblieben ist, auch wenn die Veränderung niemals aufhört. Und das ist in Ordnung für mich.




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